Anspruchsvolle Übungen für motivierte Retter

15. September 2018
Übung
Das Aufgabenspektrum der Feuerwehr ist vielseitig. Neben der Bekämpfung von Bränden nimmt auch die technische Hilfeleistung ihren Platz ein. Für die Retter ist es wichtig, sich auch im Übungsbetrieb ständig neuen Herausforderungen zu stellen.

Bei einem Bauunfall galt es eingeklemmte Bauarbeiter unter einer Betontreppe und einer Betonmischmaschine zu befreien und anschließend medizinisch zu versorgen. Besonders unter dem Gesichtspunkt der auch in der Region regen Bautätigkeit eine Einsatzlage mit der sich Feuerwehren jederzeit konfrontiert sehen können.

Einen Kellerbrand zu bekämpfen ist aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit und schlechten Sicht durch die Verrauchung eine anspruchsvolle und nicht ungefährliche Tätigkeit für Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr. Zum Einsatzerfolg tragen aber auch maßgeblich die weiteren beteiligten Einsatzkräfte der Feuerwehr bei. Bei der entsprechenden Übung an der Feuerwehrschule fand darüber hinaus auch eine Sensibilisierung der Feuerwehren hinsichtlich der Minimierung von Sachschäden statt. Durch vorausschauende Planung der Vorgehensweise und abgestimmtes Handeln innerhalb der Mannschaft können hier Vorteile durch ein geringeres Schadensausmaß für die Brandleider erreicht werden.

Der Brand in einem landwirtschaftlichen Lagerhaus beschäftigte die 25 Feuerwehrler aus dem nördlichen Landkreis bei der nächsten Übungsannahme. Neben starkem Rauchaustritt aus dem Gebäude war bei Eintreffen auch ein Mitarbeiter wahrzunehmen, der sich im Rauch noch an ein Fenster im Dachgeschoss gerettet hatte. Professionell wurde die Drehleiter zur Menschenrettung in Stellung gebracht und parallel dazu die Brandbekämpfung im Innenangriff vorgetragen. Schnell entschied sich der Einsatzleiter eine Lageskizze vom weitläufigen Gebäude anfertigen zu lassen, die im weiteren Verlauf die Orientierung im Brandobjekt erleichterte.

Auch Verkehrsunfälle gehören für die Feuerwehr zum „Tagesgeschäft“. Genau hier warten aber auch immer wieder neue Szenarien auf die Einsatzkräfte, die eine vielseitige Vorbereitung auf die Einsätze erfordern. Übungsannahme war an der Feuerwehrschule ein Verkehrsunfall zwischen einem Entsorgungs-LKW und einem PKW. Der PKW lag zwischen einem Baum und dem LKW eingeklemmt auf der Beifahrerseite, zwei verletzte Menschen befanden sich noch im Auto, ein Kind war in den angrenzenden Wald geschleudert worden. Der LKW erfasste mit seinem Hinterrad noch einen Fußgänger, der unter dem Reifen eingeklemmt wurde. Die zusätzliche Herausforderung bei dieser Übung: Die Unfallstelle lag auf einer einspurigen Straße, die durch ein Waldgebiet verläuft. Die Zufahrt und Aufstellung der Fahrzeuge wollte daher gut durchdacht sein um die Gerätschaften optimal zum Einsatz bringen zu können. Nach Erkundung der Lage und einer Priorisierung entschied sich der Einsatzleiter dazu, die Einsatzstelle von zwei Seiten anfahren zu lassen um die schnellstmögliche Menschenrettung vorzunehmen. Hierzu kam umfangreiche technische Ausrüstung wie hydraulische Winden, Abstützsysteme und Unterbaumaterial zum Einsatz. Während und nach den Rettungsmaßnahmen kümmerten sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr wie gewohnt um die verletzten Menschen an der Unfallstelle.

Mehrstöckige Wohnhäuser gehören in vielen Städten und Gemeinden zum Ortsbild. Für die Feuerwehr sind diese, zunächst normal anmutenden, Gebäude insbesondere aufgrund ihrer Höhe nicht immer einfach zu bearbeiten. Die unteren beiden Geschosse des Übungshauses an der Feuerwehrschule sind als Verkaufsräume und Arztpraxen genutzt, ab dem zweiten Obergeschoss befinden sich ausschließlich Wohnungen im Gebäude.  In der Übungsannahme brannte es in einer Wohnung im fünften Obergeschoss. Da besonders in hohen Gebäuden seitens des vorbeugenden Brandschutzes in der Regel baulicherseits bereits Hilfsmittel für die Feuerwehr vorgesehen sind, hatten die Einsatzkräfte an diesem Gebäude die Möglichkeit genau mit diesen Brandschutzeinrichtungen zu üben. Angefangen von einer Brandmeldeanlage mit Freischaltelement, über Feuerwehrpläne und eine vorhandene Steigleitung, Aufstellflächen für die Drehleiter bis hin zur Rauchabzugsanlage im Treppenraum konnten die Einsatzkräfte wertvolle Erfahrungen mit derartigen Einrichtungen sammeln. In der Praxis ist es oft schwer, vor Ort Zugang zu entsprechend ausgerüsteten Gebäuden für Übungen unter realen Bedingungen zu bekommen, da die Gebäude ja bewohnt sind. Umso wertvoller war die Übung im Gebäude der Feuerwehrschule.

Der für das Gebiet der eingesetzten Feuerwehren zuständige Kreisbrandmeister Michael Brandl zollte den 25 ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und –männern seinen Respekt. „Es ist keineswegs selbstverständlich sich an einem Samstag mit einem Zeitaufwand von über 12 Stunden auf so hohem Niveau fortzubilden“ so Brandl. In seinen Dank schloss er dabei auch die beiden Ausbilder der Feuerwehrschule mit ein, die durch ihr professionelles Feedback die Ausbildung nachhaltig gestalteten. „Es ist mir wichtig, dass die Zusammenarbeit der Feuerwehren reibungslos und Hand in Hand funktioniert – genau das fördern wir mit so einem Übungstag. Wir kommen regelmäßig in verschiedenen personellen Besetzungen an Einsatzstellen und leisten im Sinne der Betroffenen professionelle Hilfe“ betonte der Kreisbrandmeister.

 

Text: KBM Michael Brandl